In neuen Stück „KEINE MEHR”“ der Bühne für Menschenrechte erzählen drei Frauen von Gewalt und ihren Erfahrungen. Sie sind Expertinnen, die selbst betroffen sind, ihre Erfahrungen verarbeiten, einordnen und damit in der Lage sind, ihre Betroffenheit zu kontextualisieren. Die Frauen sind selbst im Frauenkampf aktiv und arbeiten zum Teil selbst mit Betroffenen, um ihre Expertise zu teilen und anderen Frauen zu helfen. Ihre Aussagen und Kritik können sie damit einem Publikum zugänglich zu machen, ohne vielfach in den Medien und in der Politik favorisierte Opfernarrative zu bedienen und sich dabei opferisieren zu lassen.
“Gewalt ist Gewalt”. Wie diese Gewalt jedoch ermöglicht und eingeordnet wird in einer Gesellschaft, die von Rassismus, Klassismus und patriarchalen Strukturen geprägt ist, ist sehr unterschiedlich.
Drei Expertinnen erklärten sich bereit, ihre Betroffenheit, ihren Kampf und Wünsche für ein Stück über Gewalt an Frauen zu thematisieren und zu dokumentieren.
Das Treffen zwischen den Protagonistinnen bildet das Fundament des Stücks “KEINE MEHR” von der Bühne für Menschenrechte. Unterfüttert mit Aussagen aus den Vorgesprächen entstand ein Stück wie ein Gespräch: mal vertraut, mal fremd, mändernd, abgehackt, systemisch, anekdotisch. Immer mit einem zugrundeliegenden Aufruf zur Solidarisierung von und mit betroffenen Frauen, egal wie unterschiedlich ihre Geschichten sind.
In Kooperation mit Women in Exile, GKB Bundesverband der Migrantinnen und Wildwasser e.V.
Auf der Bühne stehen drei Schauspielerinnen, denen die Frauen ihre Stimme leihen. Die Musik komponiert: DJ Kat Kat Tat (r a n d o m).
HINTERGRUND
Das Stück wurde konzipiert aus der langjährigen Idee heraus, ein dokumentarisches Theaterstück über Gewalt an Frauen zu machen. 2019 war die Zeit gekommen, diese Idee in die Tat umzusetzen.
Während der Recherche stellte sich schnell heraus, dass das Thema Gewalt an Frauen und weiblich gelesenen Personen ein sehr komplexes ist. Dabei waren zwei Fragen zu klären:
- Was ist eine Frau?
- Was ist Gewalt?
Jahrhundertelanger Diskurs in Frauenrechts- und Frauenkampfkreisen haben keine eindeutige Antwort darauf geliefert. Daraus erschloss sich, dass es unmöglich ist, in einem 70-minütigen Stück den Diskurs in seiner Komplexität und sich immer wieder verändernden Grenzen und Begrifflichkeiten in Gänze darzustellen, geschweige denn, eine Antwort zu liefern.
Der Ansatz, der für das Theaterstück gewählt wurde, konnte darum nur ein persönlicher sein. Nicht nur stehen Frauen auf der Bühne, die als Betroffene ihren Weg und ihren persönlichen Umgang mit dem Thema darstellen. Bei einer Betroffenheitsrate, die jede dritte Frau in Deutschland einschließt, ist jede Person im Publikum entweder betroffen oder kennt eine Frau, die betroffen ist.
Das Stück spricht ein Publikum an, dem das Thema zwangsläufig geläufig ist. Ein erklärendes, das Thema einleitendes Stück ist nicht möglich – wir befinden uns mit unseren Protagonistinnen, Schauspielerinnen, Diskussionspartner*innen und dem Publikum bereits mitten in einem vielschichtigen, laufenden Diskurs.
In der Konsequenz ergab sich, dass ein Stück, das die Stimmen von Betroffenen amplifizieren soll, inhaltlich von Betroffenen, die sich in diesem Diskurs auskennen, bestimmt werden muss. “Expertinnen aus Erfahrung” werden diese Frauen in der Selbsthilfe genannt. Expertinnen, die selbst betroffen sind, ihre Erfahrungen verarbeiten, einordnen und damit in der Lage sind, ihre Betroffenheit zu kontextualisieren. Die Frauen sind selbst im Frauenkampf aktiv und arbeiten zum Teil selbst mit Betroffenen, um ihre Expertise zu teilen und anderen Frauen zu helfen. Ihre Aussagen und Kritik können sie damit einem Publikum zugänglich zu machen, ohne vielfach in den Medien und in der Politik favorisierte Opfernarrative zu bedienen und sich dabei opferisieren zu lassen.
Auch darum werden im Stück keine Tathergänge erzählt.
Der Kontakt zu den Protagonistinnen – Expertinnen aus Erfahrung – ergab sich über Kontakte zu unterschiedlichen Organisationen, die bereit waren, für ein Stück über Gewalt an Frauen mit der Bühne für Menschenrechte zu kooperieren: Women in Exile e.V., GKB – Bundesverband der Migrantinnen e.V. und Wildwasser e.V.
“Gewalt ist Gewalt”, sowohl für eine geflüchtete Frau als auch für eine migrantische Frau als auch für eine deutsche Frau, die sexualisierte Gewalt in der Kindheit erfahren hat. Wie diese Gewalt jedoch ermöglicht und eingeordnet wird in einer Gesellschaft, die von Rassismus, Klassismus und patriarchalen Strukturen geprägt ist, ist sehr unterschiedlich.
Die Expertinnen erklärten sich bereit, in zum Teil mehreren Gesprächen ihre Sichtweisen darzulegen, ihre Betroffenheit, ihren Kampf und Wünsche für ein Stück über Gewalt an Frauen zu thematisieren.
Während der Sichtung der Gesprächsprotokolle entstand der Drang, die Frauen nicht nur auf der Bühne zusammen zu bringen. Die Protagonistinnen sollten auch “im echten Leben” über ihre unterschiedlichen Betroffenheiten und ihren Kampf in den Austausch treten. Dafür wurde im September 2021 ein zweitägiges Treffen zwischen den Protagonistinnen und dem Produktionsteam organisiert. Während des Treffens wurden nicht nur Inhalte, sondern auch Formen der künstlerischen Umsetzung besprochen. Am Ende des Treffens führten die Protagonistinnen ein mehrstündiges Gespräch untereinander.
Das Treffen zwischen den Protagonistinnen bildet das Fundament des Stücks “KEINE MEHR”. Unterfüttert mit Aussagen aus den Vorgesprächen entstand ein Stück wie ein Gespräch: mal vertraut, mal fremd, mändernd, abgehackt, systemisch, anekdotisch. Immer mit einem zugrundeliegenden Aufruf zur Solidarisierung von und mit betroffenen Frauen, egal wie unterschiedlich ihre Geschichten sind.
Solidarität ist ein großes Wort, dessen Anspruch auch das Stück nicht immer erfüllen kann. Das Stück präsentiert den Wunsch nach Verständnis, aber auch einen Appell an eine Gesellschaft, in der Frauen immer noch zehn Mal aussprechen müssen, bis ihnen jemand glaubt.
“KEINE MEHR – ein dokumentarisches Theaterstück über Solidarität” feierte am 12. Januar 2022 im SO36 in Berlin Premiere. Auf jede Aufführung folgt ein Publikumsgespräch, in dem lokale Aktivist*innen zu Wort kommen, sich mit den Inhalten des Stückes auseinandersetzen und über ihre eigene Arbeit im Frauenkampf sprechen. KEINE MEHR wird in Kooperation mit lokalen Organisationen im deutschsprachigen Raum aufgeführt und kann zu Gastspielen eingeladen werden – an jedem Ort, zu jeder Zeit.
KOOPERATIONSPARTNER*INNEN:
Women in Exile, GKB Bundesverband der Migrantinnen, Wildwasser e.V.
FÖRDERUNG: Rosa-Lux-Stiftung, GLS Treuhand Fonds, Deutsche Postcode Lotterie, demokratie leben
VORSTELLUNGEN:
12.01.2022 | Berlin SO36 |
13.01.2022 | Berlin SO36 |
14.01.2022 | Berlin SO36 |
15.01.2022 | Berlin SO36 |
16.03.2022 | Berlin SO36 |
29.04.2022 | Greifswald |
11.05.2022 | Leipzig |
20.05.2022 | Flensburg |
27.05.2022 | Hedo Festival |
18.06.2022 | Leipzig |
23.07.2022 | Kassel / Festival- Nach-dem-Rechten-sehen |
27.08.2022 | Bonn |
28.8.2022 | Duisburg |
31.08.2022 | Berlin, Haus der Nachbarschaft |
20.09.2022 | Rostock |
25.09.2022 | Ludwigsburg |
13.10.2022 | Berlin |
21.10.2022 | Eberswalde |
18.11.2022 | Schule / Kirchhain |
19.11.2022 | Wuppertal |
24.11.2022 | Karlsruhe |
25.11.2022 | Bad Mergentheim |
26.11.2022 | Heidelberg |
02.12.2022 | Marktredwitz |
05.12.2022 | Marburg / Kirchhain |
17.03.2023 | Kassel |
08.05.2023 | Erfurt |
12.05.2023 | Würzburg |
25.05.2023 | Trier |
15.09.2023 | Bernau |
16.11.2023 | Weiden |
22.11.2023 | Sondershausen |
23.11.2023 | Remscheid |
24.11.2023 | Lampertheim |
25.11.2023 | Rendsburg |
06.06.2024 | Frankfurt am Main |